
Eine Einladung, das Wesentliche wieder zu sehen
Es gibt Orte, an denen das Leben eine andere Sprache spricht.
Leiser. Wahrhaftiger.
Orte, an denen Menschen nicht mehr fragen: „Was muss ich heute alles schaffen?“,
sondern: „Was ist jetzt wirklich wichtig?“
Das Hospiz ist einer dieser Orte.
Hier wird nicht für später gelebt, sondern für jetzt.
Hier zählen keine Termine, keine To-do-Listen, keine Masken.
Hier zählt das Menschliche – unverstellt, ernsthaft, warm.
Und manchmal frage ich mich:
Was wäre, wenn es überall so zuginge wie im Hospiz?
Was würde sich verändern – in Familien, in Beziehungen, in Teams, in uns selbst?
Im Hospiz wird wirklich zugehört.
Nicht gewartet, bis der andere endlich fertig ist.
Nicht innerlich argumentiert oder verbessert.
Menschen dort spüren intuitiv:
Jede Begegnung könnte die letzte sein – also wird sie ehrlich.
Präsent.
Behutsam.
Was wäre, wenn wir im Alltag auch so miteinander sprechen würden?
Wenn wir öfter fragen würden:
„Was bewegt dich gerade wirklich?“
statt
„Was willst du jetzt schon wieder?“
Vielleicht wäre die Hälfte aller Konflikte schon gelöst,
bevor sie entstehen.
Im Hospiz ist niemand perfekt – und niemand muss es sein.
Es geht nicht darum, wer alles richtig macht,
sondern darum, wie wir miteinander umgehen.
Dort passiert etwas Berührendes:
Die Menschen verlieren die Lust am Bewerten.
Sie gewinnen die Freude am Verstehen.
Denn plötzlich steht da nicht der „schwierige Mensch“,
sondern ein Mensch mit einer Geschichte.
Mit Brüchen.
Mit Hoffnungen.
Mit Angst.
Was wäre, wenn wir im Alltag öfter daran denken würden,
dass jeder Mensch, dem wir begegnen, ein Leben in sich trägt?
Vielleicht würden wir liebevoller sein – mit anderen und uns selbst.
Im Alltag optimieren wir:
Zeit, Arbeit, Abläufe, uns selbst.
Im Hospiz optimiert niemand.
Da wird gelächelt, gehalten, begleitet.
Da zählt ein warmer Satz mehr als ein perfekt organisierter Tag.
Stell dir vor, in einem Team wäre nicht die Frage:
„Wie können wir noch schneller werden?“
sondern:
„Wie können wir uns gegenseitig unterstützen, damit wir gut arbeiten können?“
Wie würde ein Unternehmen aussehen,
das Menschlichkeit als Ressource begreift?
Wie würde eine Familie aussehen,
in der niemand „funktionieren“ muss?
Wie würde eine Gesellschaft aussehen,
in der Wärme ein Wert ist – kein Zufall?
Menschen im Hospiz verstecken kaum noch etwas.
Sie weinen, wenn ihnen danach ist.
Sie lachen, wenn ihnen danach ist.
Sie sagen, wenn ihnen etwas wichtig ist.
Diese Echtheit ist ansteckend.
Sie löst Stress.
Sie schafft Nähe, ohne Anstrengung.
Was wäre, wenn wir uns erlauben würden,
ehrlicher zu sein?
Wenn wir sagen würden:
„Ich bin überfordert.“
„Ich brauche Hilfe.“
„Ich mag dich.“
„Ich weiß es gerade nicht.“
Wie viel Erleichterung würde entstehen,
wenn wir weniger spielen und mehr fühlen würden?
Im Hospiz hat Zeit einen anderen Klang.
Sie ist nicht knapp.
Sie ist wertvoll.
Eine Stunde mit jemandem zu sitzen – einfach nur da zu sein –
ist dort keine verschwendete Zeit,
sondern vielleicht das Wertvollste überhaupt.
Was wäre, wenn wir im Alltag Zeit nicht nur nutzen,
sondern schenken würden?
Ein Zuhören.
Ein kurzer Moment echter Begegnung.
Ein gemeinsamer Kaffee ohne Handy.
Vielleicht wären wir weniger erschöpft,
weil die wichtigsten Dinge endlich Raum bekämen.

Im Hospiz wird der Tod nicht versteckt.
Er ist Teil des Lebens – schmerzhaft, ja,
aber nicht kalt oder fremd.
Gerade dadurch wird das Leben intensiver.
Plötzlich werden kleine Dinge groß:
Ein Lächeln.
Eine Geste.
Ein Sonnenstrahl.
Ein Duft.
Ein Stück Musik.
Was wäre, wenn wir nicht erst am Ende sehen würden,
was wirklich wichtig ist?
Vielleicht würden wir manche Sorgen
gar nicht erst so groß werden lassen.
Vielleicht würden wir viel früher spüren,
wie wertvoll dieser Tag jetzt gerade ist.
Im Hospiz berühren Menschen einander:
Hände werden gehalten.
Tränen werden geteilt.
Eine Hand am Rücken sagt manchmal mehr als 100 Wörter.
Was wäre, wenn Berührung im Alltag wieder Platz hätte?
Eine Umarmung, wenn jemand traurig ist.
Eine Hand auf der Schulter.
Ein ehrliches „Ich bin da.“
Vielleicht würde Einsamkeit
nicht mehr so laut sein.
Im Hospiz kümmert man sich – nicht aus Pflicht,
sondern aus Mitgefühl.
Die Frage lautet nicht:
„Was muss ich tun?“
sondern:
„Was hilft dir jetzt wirklich?“
Was wäre, wenn wir Fürsorge so verstehen würden?
Nicht als Aufgabe,
sondern als Ausdruck von Menschlichkeit?
Vielleicht wären wir weniger hart –
mit anderen wie auch mit uns selbst.
Im Hospiz ist Dankbarkeit kein moralisches Konzept.
Sie ist eine Erfahrung.
Eine Tasse Tee kann ein Geschenk sein.
Ein kleiner Spaziergang ein Wunder.
Ein gemeinsamer Moment ein Schatz.
Was wäre, wenn wir im Alltag wieder spüren könnten,
wie wertvoll das ist, was sonst nebenbei geschieht?
Vielleicht wäre unser Leben nicht reicher in Dingen,
aber tiefer im Erleben.
Vielleicht ist das Hospiz gar kein Ort des Sterbens.
Vielleicht ist es ein Ort, der uns erinnert, wie man lebt.
Langsamer.
Echter.
Wärmer.
Präsenter.
Weniger urteilen.
Mehr verstehen.
Weniger kämpfen.
Mehr wirken lassen.
Was wäre, wenn wir davon nur ein bisschen
in unseren Alltag holen?
Nicht alles auf einmal.
Nur eine Nuance:
🤍 ein Moment mehr Zuhören
🤍 ein Satz weniger Bewertung
🤍 ein Schritt mehr Präsenz
🤍 ein kleiner Hauch mehr Wärme
Dann sieht die Welt nicht sofort anders aus. Aber wir.
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