Wie schön wäre es für Schreibanfänger, wenn die deutsche Sprache eine logischere Schreibweise hätte?

Update: Donnerstag, 24. April

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Stell dir vor, du bist ein Kind. Gerade mal sechs oder sieben Jahre alt. Du hast gerade gelernt, wie ein M aussieht und dass A nicht immer „ah“, sondern manchmal auch „ä“ klingen kann – je nach Tagesform des Wortes. Und dann kommt da dieses Wort: Eichhörnchen.

Du versuchst es zu schreiben, weil du es gestern im Garten gesehen hast. Süß war’s! Flink, wuselig, mit einem buschigen Schwanz. Du sagst es laut: „Aichhörnschen“ – und genau so schreibst du es auch. Aber dann kommt die Lehrerin, sieht auf dein Blatt und sagt: „Fast richtig. Aber du hast vergessen, dass das Ei am Anfang aus zwei Buchstaben besteht, die gar nicht wie 'Ai' klingen. Und das rnchen am Ende schreibt man nicht wie man’s spricht – das ist ein Diminutiv, ein Verkleinerungsform.“

Klingt kompliziert? Ist es auch. Willkommen in der Welt der deutschen Rechtschreibung.

Warum ist das eigentlich so?

Wenn du dich jemals gefragt hast, warum Schreiben in Deutsch so schwierig ist, dann bist du nicht allein. Du bist in guter Gesellschaft mit Millionen von Schulkindern, Deutschlernenden aus aller Welt – und sogar Muttersprachlern, die manchmal unsicher sind, ob man „dass“ nun mit einem oder zwei „s“ schreibt. (Kleiner Spoiler: Es kommt drauf an.)

Die deutsche Rechtschreibung ist eine Art Sprachmuseum. In ihr liegen uralte Regeln, fremdsprachige Lehnwörter, historische Ausnahmen und klanglose Buchstaben nebeneinander im Schaukasten. Das ist schön für Sprachwissenschaftler – aber für dich, wenn du einfach nur schreiben lernen willst, ist das ein bisschen so, als müsste man beim Fahrradfahren erst ein Maschinenbau-Studium machen.

Stell dir vor…

Wie schön wäre es, wenn alles logisch wäre? Du hörst ein Wort – und kannst es direkt schreiben. Keine Unsicherheit, keine Ausnahmen. Einfach so, wie du’s sagst.

Dann wäre aus „Eichhörnchen“ zum Beispiel Aichhörnschen geworden. Oder Eichhärnschn, wenn du aus dem Schwäbischen kommst. Und weißt du was? Jeder hätte es verstanden. Denn Schreiben ist doch dafür da, dass wir uns verständigen – nicht, dass wir Prüfungen bestehen oder Fehler angestrichen bekommen.

Lustige Beispiele aus dem Schreibdschungel

Die deutsche Sprache ist reich an Stolperfallen. Hier ein paar Wörter, bei denen du dich vielleicht auch schon gefragt hast: Warum schreibt man das eigentlich so?

  • Chauffeur – Klingt wie „Schoför“. Sieht aber aus wie ein Zungenbrecher mit Diplom.

  • Psychologie – Wird ausgesprochen wie „Süchologie“. Der stumme Anfang mit „Ps“ hat in deinem Alltag eigentlich nichts zu suchen – außer vielleicht im Scrabble.

  • Joghurt – Man darf offiziell auch „Jogurt“ schreiben. Aber wehe, du tust das in einer Schularbeit. Dann wird’s rot.

  • Quarantäne – Kein „kw“, obwohl das doch viel näher an der Aussprache wäre: Kwarantäne. Ehrlich – klingt fast ein bisschen gemütlich.

Du siehst: In Sachen Logik ist noch Luft nach oben.

Was wäre, wenn wir eine neue Schrift hätten?

Lass uns träumen. Eine neue Schreibweise – nennen wir sie mal Lautschrift für alle oder Klingdeutsch. Du würdest Wörter einfach so schreiben, wie du sie sprichst. Es gäbe keine stummen Buchstaben, keine Fremdwörter-Spezialbehandlung, keine Regeln, die nur bei Vollmond gelten.

Statt „Philosophie“ würdest du Filosofie schreiben. Statt „Rhythmus“ einfach Ritmus. „Apotheke“ wird zu Apoteke und aus dem „Geheimnis“ wird – na ja, das darf ruhig bleiben. Das klingt schon gut so.

Sicher, die Sprache würde ein bisschen anders aussehen. Manche Erwachsenen würden wahrscheinlich die Nase rümpfen und sagen: „Aber das sieht doch komisch aus!“ – Doch ganz ehrlich? Für dich, für Kinder, für alle, die Deutsch neu lernen, wäre das eine echte Erleichterung.

Warum ist das nicht längst so?

Gute Frage. Sprache verändert sich, aber sehr langsam. Regeln sind tief verwurzelt, Schulbücher wären plötzlich veraltet, Zeitungen müssten ihre ganze Redaktion neu schulen – und mancher Deutschlehrer bekäme Schnappatmung.

Aber die Idee ist nicht neu. Immer wieder gab es Versuche, die deutsche Rechtschreibung einfacher zu machen. Die Rechtschreibreform von 1996 war ein zaghafter Schritt – Wörter wie „Delphin“ durften plötzlich auch „Delfin“ sein. Revolutionär! (Und: logisch!)

Doch viele würden lieber am Komplizierten festhalten. Vielleicht, weil sie es sich einmal mühsam beigebracht haben. Vielleicht, weil sie meinen, Sprache sei nur dann richtig, wenn sie schwer ist.

Fazit: Träumen erlaubt

Wenn du ein Schreibanfänger bist – oder einfach jemand, der Sprache liebt, aber sich oft wundert – dann bist du nicht allein. Die Vorstellung, dass Schreiben einfacher, logischer und näher am Sprechen sein könnte, ist nicht nur schön – sie ist auch realistisch.

Vielleicht erleben wir es ja irgendwann: eine deutsche Schriftsprache, die keine Stolperfallen mehr hat, die Kinder willkommen heißt, statt sie zu verwirren. Wo ein Aichhörnschen so geschrieben wird, wie es springt: leicht, flauschig, ganz ohne Orthographie-Angst.

Und bis dahin? Atme tief durch, schreib mutig weiter – und wenn dir mal ein Fehler passiert: vielleicht war es ja nur ein kleiner Blick in die Zukunft.

Diesen Artikel gibt es auch auf "Klingdeutsch"! 

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